``Concordia Eichen``
Chorgesang seit über 180 Jahren
Gedanken anlässlich der Akademischen Feier zum 180jährigenden Jubiläum der Concordia
Eigentlich hatten wir so viel vor zu unserem 180-jährigen Jubiläum.
Im Frühjahr wollten wir eine Akademische Feier mit vielen Ehrengästen abhalten, so wie es in der Concordia bei runden Geburtstagen schon seit vielen Jahren Brauch ist.
Doch nichts bleibt, wie es war.
Leider mussten wir im März von unserem langjährigen Chorleiter Hubert Reuter Abschied nehmen. Wir hatten schon ein minutiös ausgearbeitetes Programm. Hubert sollte feierlich den Dirigentenstock an Simon Zellmann übergeben. Von einem auf den anderen Tag wurde unser Plan obsolet.
So erhält die Akademische Feier einen bescheidenen Rahmen in Form einer kleinen Geburtstagesfeier.
Bei diesem runden Geburtstag wollen wir den Blick in die Vergangenheit der Concordia richten. Dokumente und Fotos wurden dafür zusammengetragen. Die Vereinsgeschichte ist verwoben mit den gesellschaftlichen Veränderungen des Dorfes, die gleichzeitig anlässlich des 50-jährigen Beitritts Eichens zur Stadt Nidderau in einer Fotoausstellung dargestellt werden.
Auch wenn der eine oder die andere sagen wird, dass in der langjährigen Geschichte des Vereins die letzten Jahre nicht mehr ganz so spektakulär ausgefallen sind, halte ich dagegen: Die
Einschätzung liegt im Auge des Betrachters, der Betrachterin.
Ja, wir sind in den letzten zehn Jahren nicht mehr zu Wettbewerben gefahren. Ja, wir haben kein Fest mehr gefeiert mit großem Festzelt und riesigem Aufwand. Ja, unser Altersdurchschnitt ist gewachsen und unsere Mitgliederzahl geschrumpft. Aber wir sind da und haben sowohl im Männerchor wie auch im gemischten Chor bisher beachtliche Qualität gezeigt und galten als einer der „guten“ Chöre in der Region. Das wollen wir auch beibehalten und uns mit unserem neuen Chorleiter entwickeln.
Schauen wir nun auf das, was die Concordia 1842 in all den Jahren bewegt hat.
Concordia, was einen Zustand des herzverbundenen Zusammenlebens bedeutet und auch mit Eintracht, Einvernehmen und Einklang beschrieben wird. Der Name mag den Geist dieser Männer beschrieben haben. An Bedeutung hat er in all den vielen Jahren nicht verloren und sollte uns immer ein hehres Handlungsmotiv sein.
Parallel förderte der Tübinger Musikpädagoge Friedrich Silcher den Chorgesang, indem er zahlreiche Chorsätze arrangierte, die nicht nur bei der Concordia, sondern bei den folgenden Generationen von Gesangvereinen zum Allgemeingut wurden.
Ganz Europa mündete 1848 in eine revolutionäre Welle. In Frankfurt wurde die Nationalversammlung einberufen. Heiße und blutige Zeiten folgten. Die deutsche Einheits- und Freiheitsbewegung scheiterte und beendete die erste lütezeit des deutschen Männerchorwesens.
Die Concordia blieb.
Wie genau es im Ersten Weltkrieg um die „Konkordia“ stand, ist in unserer Geschichte nicht festgehalten. Man könnte recherchieren. Sicher werden, wie bei anderen Gesangvereinen auch, viele Männer in den Krieg gezogen und nicht mehr zurückgekommen sein. Nach dem Krieg konnten die Gesangvereine in der Regel nur mit gelichteten Reihen weitermachen.
Die Konkordia blieb.
Bestehens eine Urkunde vom Sängergau Hessen Nassau. Die Urkunde findet man heute noch im Vereinsarchiv.
Nach dem Krieg durften Vereine aufgrund eines Dekrets der Alliierten ihre Namen nicht mehr weiterführen. Deshalb schlossen sich 1945 Sänger unter dem Namen „Volkschor“ zusammen und gaben sich auch eine eigene Satzung.
Das Vereinslokal war weiterhin das Gasthaus „Zum Stern“. 1952 verließen einige Sänger den Volkschor und sangen wieder unter der ehemaligen Sängervereinigung. Die Konkordia führte daraufhin die Bezeichnung „Volkschor Concordia 1842 Eichen“, bevor sie dann später wieder zum ursprünglichen Namen „Concordia 1842 Eichen“ zurückkehrte.
Aus meiner Geschichte kann ich erzählen, dass mein Vater eigentlich als Arbeiter und Maurer bei der „Freien Sängervereinigung“ singen wollte, sein Schwiegervater ihm aber deutlich machte, dass ein Selbständiger zur Concordia gehört.
Die Concordia 1842 Eichen blieb.
Seit dem Krieg wurde der Verein nur von wenigen Vorsitzenden geleitet. Die Männer zeichneten ihr langjähriges Engagement und die Verantwortungsübernahme für den Verein aus. Ernst Reibert 25 Jahre, Rudolf Wörner und Norbert Laubach jeweils 18 Jahre. Gerhard Reichhold behielt das Amt von 2010 – 2020 inne. 2020 wollte dieses Amt niemand mehr übernehmen. Wir probierten die Vereinsführung mit einem neuen Modell des gleichberechtigten geschäftsführenden Vorstands, bestehend aus Susanne Jordan, Sam Pfeifer, Frank Beutler, Wolfgang Wiegand und mir.
Seit Juni 2022 sind wir wieder zur satzungskonformen Ordnung mit einem geschäftsführenden Vorstand und einem Vorsitz übergangen.
Ich hoffe:
Die Concordia bleibt.
Ab 1956 bis 1989 war Engelbert Oppermann der musikalische Leiter der Concordia. Unter seiner Leitung wurden regelmäßig Konzerte gegeben, oft auch mit kleinen Orchestern. Der Chor nahm an mehreren Landeschortagen teil. 1977 reiste die Concordia zum „Induco Kongress“ in Malmö /Schweden. In dieser Zeit existierten neben dem Männerchor zeitweise ein Kinder- und ein Kleiner-Chor. Aus dem Kinderchor von damals singen heute Margit Störkel und ich wieder bei der Concordia mit. Von den Buben ist keiner zum Männerchor übergegangen. Wir können sie noch ein bisschen umwerben. Zu alt sind sie noch nicht. Wenn wir uns auch gerne junge Sängerinnen und Sänger zur Verstärkung der Chöre
wünschen.
Die Jahre 1989 bis 2021 waren geprägt durch die musikalische Arbeit mit Hubert-Thorwald Reuter als Chorleiter. Konzerte im heimischen Bereich, a cappella wie auch im Zusammenspiel mit professionellen Orchestern, u.a. den ordungarischen Sinfonikern, Frankfurter Sinfonikern und dem Panocha Quartett oder große Auftritte in der Turnhalle mit den Tenören Ryzard Karzikowski und Johannes Kalpers sind den Männern und ihren Familien unvergesslich in Erinnerung geblieben. Konzertreisen führten den Chor nach Budapest, Salzburg und Prag. Europäische Spitzenchöre waren in Eichen zu Gast.
Der Männerchor hat sich unter der Leitung von Hubert Reuter qualitativ gesteigert und so konnten Erfolge bei Wertungssingen wie z.B. zuletzt 2012 in Horbach erzielt werden.
1993 wurde die Concordia mit dem Kulturpreis des MKK ausgezeichnet. Anfang der 2000er Jahre taten sich Frauen zusammen, um unter dem Dach der Concordia zu singen. Der Chor „Juventus“ wurde gegründet und von Michael Habermann geleitet. Leider war die Zeit damals noch nicht reif, dass Frauen und Männer in der Concordia nebeneinander in einem Haus existieren konnten.
Einige Frauen verließen die Concordia und gründeten den Verein „Miss Harmonie“. Die verbleibenden Frauen fusionierten 2004 mit den Frauen der Sängervereinigung Höchst, die ebenfalls unter Hubert Reuter sangen. Ab 2006 gestaltete sich der Chor durch kräftige Unterstützung des Männerchores zum gemischten Chor um.
Die Concordia bleibt.
Viele Jahre gab es unter der Leitung von Margit Störkel und Alexandra Laubach einen Kinderchor, die „Concordinis“. Leider hat der Chor die Corona-Pandemie nicht überlebt. Zwei Jahre Kontaktverbot sind in der kindlichen Entwicklung eine lange Zeit. Die beiden Chorleiterinnen haben für sich einen schweren Schnitt gemacht und die Arbeit mit den Kindern, die für sie eine Herzenssache war, aus ganz persönlichen Gründen aufgegeben.
Der Umbruch ist nicht leicht. Viele Sänger müssen aufgrund ihres hohen Alters und wegen gesundheitlicher Einschränkungen kürzertreten und können nicht mehr aktiv am Vereinsleben teilhaben. Neue Frauen und Männer kommen nur zögerlich hinzu. Doch wir sind sicher, unsere Reihen werden sich wieder füllen. Vielleicht ist die Zeit der Wettbewerbe vorbei, aber sicher werden die Freundschaftssingen wieder zunehmend an Attraktivität gewinnen.
Corona hat nicht nur Lücken hinterlassen, sondern auch den Wunsch, zusammenzukommen, weil Singen einfach guttut.
Wir haben uns fest vorgenommen, den Kinderchor wieder aufleben zu lassen und suchen nach einer geeigneten Chorleiterin, einem Chorleiter mit Spaß und Enthusiasmus. Wir möchten Bedingungen schaffen, die bei Kindern die Lust am gemeinsamen Singen fördern, damit der Gesang in aktueller Form als Kulturgut erhalten bleibt.
Wir sind uns einig, dass der erneute Aufbau der Kinder- und Jugendarbeit dazu beitragen wird, dass die Concordia bleibt.
Romy Nickel
1. Vorsitzende